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Missbrauchsgutachten im Bistum Passau: Mindestens 672 Betroffene – Wie viele bleiben noch unerkannt?

veröffentlicht von SWA am 10. Dezember 2025
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Wie viele Fälle sind bis heute ungeklärt? Wie viele Opfer wurden nie gehört, nie anerkannt? Der sogenannte „Runde Tisch Heimerziehung“ für die 1950er und 60er Jahre war nichts anderes als ein Versuch, die systematische Gewalt in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen zu relativieren und gleichzeitig die Verantwortung der Institutionen zu verschleiern.

Externer Link:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/missbrauchsgutachten-passau-erkenntnisse-aus-dem-giftschrank,V4lqEtK


Wie viele Fälle sind bis heute ungeklärt? Wie viele Opfer wurden nie gehört, nie anerkannt?

Der sogenannte „Runde Tisch Heimerziehung“ für die 1950er und 60er Jahre war nichts anderes als ein Versuch, die systematische Gewalt in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen zu relativieren und gleichzeitig die Verantwortung der Institutionen zu verschleiern.

Externer Link:
https://www.aufarbeitungskommission.de/service-presse/service/glossar/runder-tisch-heimerziehung/

 

Der deutsche Staat trägt eine klare Mitverantwortung

Mit voller Absicht wurde im Zeitraum von Februar 2009 bis Dezember 2010 die Theologin und Erziehungswissenschaftlerin Dr. Antje Vollmer mit der Leitung des Runden Tisches betraut – eine Entscheidung, die die autoritäre, hierarchische Prägung des damaligen Erziehungssystems widerspiegelt. Dieses System stand in seiner Struktur dem nationalsozialistischen Erziehungsverständnis nahe: Kinder sollten nicht beschützt, sondern gebrochen werden – und Täter wurden durch institutionellen Rückhalt geschützt, während Betroffene erneut zum Schweigen gebracht wurden.

Sexueller Missbrauch wurde thematisiert – doch körperliche und psychische Gewalt, ebenso traumatisierend und folgenreich, wurde weitgehend ausgeklammert. Dabei sind es genau diese Übergriffe, die häufig zu lebenslangen körperlichen, psychischen und sozialen Schäden führen. Der Psychiater Dr. Kellner bot dem Runden Tisch einen Vortrag zu den epigenetischen und hormonellen Spätfolgen von Misshandlungen an, gestützt auf die Forschung von Cortisol and Imaginal Exposure in Posttraumatic Stress Disorder: a Case Report Christian Otte, Josef Arlt, Klaus Wiedemann, Michael Kellner – doch dieser wurde abgelehnt. Siehe PDF. Die schon damals enthaltenen Erkenntnisse über das Cortisol geschwächte Immunsysteme, chronische Erkrankungen und tiefgreifende psychische Beeinträchtigungen blieben unberücksichtigt.

Siehe “The Biological Effects of Childhood Trauma”: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3968319/

Bis heute – trotz zahlreicher Anfragen von Überlebenden – wurde eine der zentralen Forderungen nicht umgesetzt:

  1. Die Aufhebung der Verjährungsfristen für Misshandlungen.
  2. Eine systematische Untersuchung darüber, welchen wirtschaftlichen Nutzen staatliche und kirchliche Einrichtungen aus der Zwangsarbeit von Kindern und Jugendlichen zogen.

Was bleibt unterm Strich?
Was ist das tatsächliche Ergebnis all dieser Aufarbeitungsbemühungen?

Und die drängendste Frage:
Wie viele ungeklärte Fälle bestehen noch unter den heute lebenden, geschädigten Betroffenen?

 

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